Max Mayrshofer 1875 - 1950


Max Mayrshofer wurde am 4. April 1875 in München in der Fürstenfelder Straße geboren. Vater und Großvater stammten aus Landsberg am Lech und waren Bäckermeister. Die Mutter kam aus Pöttmes bei Aichach. Das väterliche Haus, in dem auch die Bäckerei betrieben wurde, befand sich in der Fürstenfelder Straße Nr. 3.

1890 trat Mayrshofer in die Kunstgewerbeschule in München, Luisenstraße 18, ein. Seine Lehrer waren unter anderem Strähuber, Sack und Gmalin. Ab 11.Oktober 1897 studierte er Malerei an der Münchner Kunstakademie bei Otto Seitz und Karl von Marr und besuchte auch die private Malschule von Anton Ažbe.[7,17]

1901 mietete Mayrshofer zusammen mit dem Maler Schrader-Velden ein Atelier in der Veterinärstraße in München, 1905 hatte er sein Atelier in der Kaulbachstraße in München. Von 1911 bis 1944 befand sich sein Atelier in der Martiusstraße, zuletzt in der Gernerstraße in München. In seinen Ateliers erhielt er häufig Besuch von zeitgenössischen Künstlern, so finden sich in seinem  Gästebuch viele Eintragungen, unter anderem von Gulbranson, Arnold, Kley, Giacometti und Amiet.

Ab 1906 werden Mayrshofers Zeichnungen in vielen bedeutenden Kunstaustellungen, unter anderem in der Galerie von Heinrich Thannhauser in München, in der Galerie Gurlitt, Berlin, sowie 1913 auf der International Exhibition of Modern Art (Armory Show) in New York ausgestellt. Bekannte Kunstkritiker setzten sich fortan mit seinem Werk auseinander. Georg Jakob Wolf  schreibt über  Mayrshofers Debüt in der Modernen Galerie 1910: So verblüffend seine reife Originalität, dass sich einem in überschwenglicher Verzücktheit Parallelen mit Liebermann, ja sogar Menzel aufdrängen möchten“.[1]

1907 trat Mayrshofer in die Redaktion der Zeitschrift „die Jugend“ ein, ebenso zeichnete er für die Zeitschrift „Simplicissimus“ und war Mitglied der Redaktion des „Hyperion“. Alfred Kubin karikierte die Redaktionsmitglieder des Hyperion trefflich in einem seiner Skizzenbücher, Max Mayrshofer mit seinem charakteristischen Spitzbart und gedrungener Figur.[8]  

1908 stellte Mayrshofer in der Galerie Miethke in Wien Zeichnungen von „Irrsinnigen“ aus, die vermutlich 1907 während eines Besuchs einer derartigen Anstalt entstanden sind.[12] Die damalige Presse bezeichnet die Bilder als „Clownerien und Knockaboutspässe“.[12] Im Jahr 1912 schreibt Wilhelm Michel in der Zeitschrift „Die Kunst für Alle“ über diese Zeichnungen: „Bilder des Grauens sind es auch, zu denen ein Besuch in der Irrenanstalt die Anregungen und die Motive geliefert hat [...] Was bringen diese Blätter nicht alles! Triumphierendes Narrengelächter, wütende, affenmäßige Bosheit, gellende Angst, stets ausgedrückt in einem meisterlichen, barocken Übermaß an Bewegung“.[5] Mindestens ein Bild dieser Serie gelangte vermutlich über einen Besuch des New Yorker Kunsthändlers Matin Birnbaum im Jahre 1909 nach Amerika. Während seiner Europareise 1909 traf Birnbaum auf Max Mayrshofer und schreibt in seiner Autobiographie „The Last Romantic“: „…ich traf das seltsame Genie Max Mayrshofer, einst ein muskulöser Bäcker, desses Nackte, einige befinden sich noch in meinem Besitz, anschliessend in der Armory Show in New York gezeigt wurden…“ [18].  Im selben Jahr der New Yorker Ausstellung, 1913, wurde auch das Bild „Der Idiot“ in der „Exhibition of Contemporary German Graphic Art, The Art Institute of Chicago“ ausgestellt.[19]  
Erst mehr als 100 Jahre später erkennt Dr. Christian Bauer, designierter Direktor des neuen Kunstmuseums Krems und Kurator des Egon Schiele Museums Tulln, den kunstgeschichtlichen Stellenwert dieser Zeichnungen sowie deren prägenden Einfluss auf den berühmten österreichischen Maler Egon Schiele:
„Die düstere theatralische Inszenierung als Ausdruck einzelner Patienten erreicht in diesen Zeichnungen eine neue Intensität. Die Blätter als komisch oder gar als „Clownerien“ zu deuten, ist Spiegel des Unverständnisses einer Zeit deren Sehgewohnheiten mit solchen Szenen überfordert waren. […] Mayrshofers Serie spricht bereits 1907 viele Aspekte an, die für Schieles späteres Werk eine zentrale Bedeutung einnehmen werden“.[12] Auch in einem Skizzenbuch von 1941 finden sich wieder Zeichnungen von „irrsinnigen Leuten“, die - obwohl sein  Besuch der Anstalt über 30 Jahre zurückliegt - verblüffende Ähnlichkeiten mit den Darstellungen von 1907 aufweisen.[9]

Ab 1919 leitete Mayrshofer den Abendakt an der Münchner Akademie der bildenden Künste bis zu seiner Pensionierung 1946. Am 19. Dezember 1925 wurde er zum Professor ernannt.

Ebenfalls 1919 erschienen bei F.Bruckmann A.G in München zwanzig Lithographien des Künstlers. Die Zeitschrift „Die Kunst für Alle“ zeigte neun Blätter aus dieser Veröffentlichung in einem Beitrag von Georg Jakob Wolf: „Nun tritt er mit Lithographien an die Öffentlichkeit, die in Ihrer Delikatesse der Technik und dem stofflichen Reiz so fesselnd sind, dass sie kein Kunstfreund übersehen kann“.[6]

Am 5. April 1934, im Alter von 59 Jahren, heiratete Mayrshofer Sofie Seebacher aus der Au in München, die Ihm häufig Modell stand. Auch sie stammte aus einer Münchner Bäckersfamilie. Mayrshofer war in München und Umgebung gern gesehen und stets mit Staffelei und Skizzenbuch anzutreffen, dabei dokumentierte er auch wichtige gesellschaftliche und historische Ereignisse in seiner Heimatstadt. Wohl als Auftragsarbeiten entstanden ausdrucksstarke Ölgemälde und Kohlezeichnungen der Gründungsfeier des Deutschen Museums am 28. Juni 1903 im Festsaal der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie der Eröffnungsfeierlichkeiten im Mai 1925. Zu sehen sind neben anderen bedeutenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik, Prinzregent Luitpold, seine königlichen Hoheit Prinz Ludwig von Bayern, Graf Zepellin und Wilhelm Conrad Röntgen.[16]
Während der Kriegsjahre und in der Nachkriegszeit  hielt er nicht nur die  Zerstörung und den Wiederaufbau von München in seinen Bildern fest, sondern hatte stets auch seinen scharfen Blick auf die Menschen und Ihre Lebensumstände gerichtet, wie beispielsweise auf den „schlafenden Herrn Schr. im Luftschutzkeller“ oder auf die „Hamsterer“ in einem Skizzenbuch von 1941.

In seinem Spätwerk, ab etwa 1935, widmete sich Mayrshofer ganz der Malerei. Peter Breuer, Chronist der Münchner Kunstszene bemerkte 1937 dazu: „Doch war er auch immer mit malerischen Problemen beschäftigt und eben als seine graphische Berühmtheit auf der Höhe stand, ja als andere ihn fleißig nachzuahmen begannen, trat dieser Künstler in Bildern auf, die fast das Gegenteil seiner Zeichnungen waren […] alle diese Werke haben kleines, ja winziges Format, aber eine Welt malerischen Zaubers ist darüber ausgegossen“.[10] Horst Ludwig fügt 1990 in einem Artikel in der Zeitschrift „Weltkunst“ über die „Spätimpressionisten Max Mayrshofer und Frank Marx“ hinzu: „und in der Tat beherrschte dieser nicht nur den Akt und die Landschaft, sondern auch das Stillleben und das Bildnis. Licht und Farbe fließen ineinander und lassen Arbeiten entstehen, welche den Ansatz der klassischen Impressionisten wie Corinth oder Liebermann noch einmal zusammenfassen“.[7]

In starkem Kontrast zu seiner klassischen, impressionistischen Malerei des Spätwerks finden sich in Mayrshofers Skizzenbüchern über seine gesamte Schaffenszeit auch eine Vielzahl von skurrilen, grotesken Zeichnungen mit Dämonen, Skeletten und Fabelwesen. Bereits 1912 schrieb dazu Wilhelm Michel: „Geraume Zeit hindurch gefiel sich seine Phantasie im Erschaffen fabelhafter Tierkörper die in der grotesken Kunst unseres Kulturkreises nicht Ihresgleichen haben. In ein Buch hat er sie hinein gezeichnet, tagebuchartig, wie eben Hypochondrie Melancholie und bärbeißige Laune sie ihm eingaben“.[5] Ob diese Zwiespältigkeit in seinem Werk Ausdruck seiner Persönlichkeit ist, oder ob Mayrshofer als Professor an der Kunstakademie dem in dieser Epoche propagierten Geschmack der sogenannten „Deutschen Kunst“ folgten musste, lässt sich bis heute nicht mit Sicherheit erklären.

Bekannt ist jedoch aus seinen Tagebüchern, dass Mayrshofer seit seiner Kindheit an einem schweren Nierenleiden und starken Neuralgien litt. Daher beschäftigten ihn immer wieder auch medizinische Fragen in seinen Darstellungen. In einem Skizzenbuch mit der Aufschrift  „Nette Zeichnungen“ skizziert er Patienten, Ärzte und den Tod, der als Gerippe unter den Lebenden weilt. Inmitten der Kranken und dem Tode geweihten stellt er auch sich selbst dar.

Max Mayrshofer starb am 9.12.1950 in München, im Alter von 75 Jahren.  Der Präsident der Münchner Sezession, Prof. Günther Graßmann, hielt die Gedächtnisrede.

Biographie